Dreister Schwindel mit falscher Fachzeitung?

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Derzeit verkaufen geschickte Telefonverkäufer offensichtlich massenhaft teure Inserate in einer angeblichen Fachzeitung. Unter den Inserats Kunden befinden sich zahlreiche bekannte Unternehmen wie Autohöfe und Versicherungsmakler, die für die Anzeigen in der „TRANS LOGISTIK NEWS“ eine drei- oder sogar vierstellige Summe berappt haben dürften.Preise auf der Zeitschrift

Nach Recherchen von Camion Pro handelt es sich bei der TRANS LOGISTIK NEWS eher um einen „Anzeigen-Friedhof“ als um eine seriöse Zeitschrift. Wie die dreiste Masche offenbar funktioniert, was Camion Pro über die Hintermänner herausgefunden hat und was Betroffene jetzt tun sollten, erfahren Sie in unserem Bericht.

So funktioniert die Masche

In ihrem Internetauftritt wirkt die „TRANS LOGISTIK NEWS“ auf den ersten Blick wie die Onlineseite einer seriösen Fachzeitung. Ein professionelles Titelbild zeigt LKW oder Szenen aus der Transportbranche, mehrere interessant klingende Beiträge werden auf dem Cover mit Überschriften angerissen und mit Fotos bebildert. In der Fußzeile der Onlineausgabe sind Zeitschriftenpreise von 3,95 € bis zu 5,50 € (je nach Verkaufsland?) aufgeführt.

„Anzeigenfriedhof“ oder echte Zeitschrift?

In dem uns vorliegenden Fällen liefen es folgendermaßen ab:

Zunächst fragt ein „Redakteur“ wegen Unterstützung für einen redaktionellen Beitrag beim Unternehmen an. Der angebliche Redakteur gibt vor, einen Beitrag zu einem Thema zu verfassen, in dem das angesprochene Unternehmen eine wichtige Rolle am Markt spielt. Später erwähnte der Redakteur, dass er auch gerne das Unternehmen bei seiner Berichterstattung namentlich hervorheben wolle bzw. intensiver auf die Leistungen des Unternehmens eingehen wolle. Dafür seien aber mehr Hintergrundinformationen über das Unternehmen notwendig. Am besten, nach den Ausführungen des „Redakteurs“, eine kurze Selbstdarstellung des Unternehmens.

Das kontaktierte Unternehmen stellt, in dem guten Glauben, einer seriösen Fachzeitschrift bei ihren Recherchen zu helfen –Texte zur Verfügung. Vom „Redakteur“ wird dann plötzlich die Schaltung eines Inserats angeboten.

Die Preise liegen laut der mitgesandten Preisliste bei bis zu 2000,-- €.

Camion Pro hatte bei seinen Recherchen mehrere Anzeigenkunden der TRANS LOGISTIK NEWS kontaktiert. Von einer positiven Resonanz auf die Inserate konnte uns kein Kunde berichten, im Gegenteil. Einige fühlen sich geschädigt und möchte rechtlich gegen den Verlag vorgehen.

Zeitschrift ohne Journalismus?

TRANS LOGISTIK NEWS besteht vor allem aus Beiträgen, die wohl nicht journalistisch recherchiert sind und eher Produkte und Unternehmenspräsentationen darstellen - oder wie in unserem Fall, von dem Unternehmen selbst stammen.

Andere Beiträge sind offensichtlich aus dem Internet herauskopiert. Die Spezialsoftware, die Camion Pro einsetzte, schlug jedenfalls bei diesen Artikeln sofort „Plagiatsalarm“ und verwies reihenweise auf die anderen Quellen.

Ob die Herausgeber überhaupt in der Lage sind, komplexere, anspruchsvolle journalistische Texte zu verfassen, muss wohl offenbleiben.

Herausgeber verkaufen auch Stützstrümpfe

Dass der „Verlag“ offenbar keine tiefen Kenntnisse über die Transportbranche hat, wird auch nach einer Wirtschaftsauskunft, die Camion Pro durchgeführt hat, deutlich.

TRANS LOGISTIK NEWS wird von einer gewissen mithoro GbR (Gesellschaft des bürgerlichen Rechts) herausgegeben, die aus zwei Personen besteht; Recherchen im Internet ergeben, dass die mithoro GbR vor allem mit dem Vertrieb von orthopädischen Stützstrümpfen in Zusammenhang gebracht wird.

Stützstrumpf-Vertrieb gibt auch Feuerwehr-Magazin heraus

Unter dem Namen „R.u.F – Rettung und Feuerwehr“ ist im Internet ein weiteres Medium zu finden, bei dem sich die Suche nach journalistischen Inhalten ähnlich schwierig gestaltet dafür aber offenbar reichlich Werbung verkauft wurde.

Mysteriöse Zeitschriftenpreise für eine Zeitschrift, die man nirgends kaufen kann?

Dass es eine größere Zahl Leser geben soll, die für die Mischung aus Werbung und „geborgten“ Texten noch Geld bezahlen ist schwer vorstellbar.

In der Fußzeile der Onlineausgabe sind allerdings Preise für die TRANS LOGISTIK NEWS von 3,95 € (Griechenland) bis zu 5,50 € (Finnland) sowie für über ein Dutzend Länder aufgeführt, in denen offenbar die „TRANS LOGISTIK NEWS“ erscheint. Der unbedarfte Betrachter hat somit den Eindruck, er habe es mit einer echten (gedruckten) Zeitschrift zu tun. Mehr noch: Diese Fachzeitschrift hat offenbar viele Leser und eine hohe Auflage, weil sie europaweit wohl über den Fachhandel oder zumindest direkt an Abonnenten verkauft wird.

Für uns war es nicht möglich, eine Printausgabe zu abonnieren oder im Handel zu kaufen: Wir konnten auch auf der Website der TRANS LOGISTIK NEWS keinen Hinweis finden, wie man diese erwerben kann. Auch ein renommierter Zeitschriften-Großhandel musste bei der TRANS LOGISTIK NEWS passen.

Ob es überhaupt eine Printversion gibt – also ein Heft, das tatsächlich mit nennenswerter Auflage gedruckt wird – ist für uns nicht erkennbar. Zwar übersandte der Verlag nach mehrfacher Nachfrage tatsächlich ein Heftchen, dies war allerdings in seiner Qualität wenig überzeugend.

Keine Stellungnahme vom „Herausgeber"

Eine Presseanfrage bei der mithoro GbR blieb bedauerlicherweise ohne Antwort.

Unsere Fragen nach der journalistischen Ausbildung/Tätigkeit der Mitarbeiter, über Auflage, Leserschaft oder Vertriebswege wurden ebenso wenig beantwortet wie die Frage, welchen Bezug man überhaupt als Stützstrumpfvertrieb zur Transportbranche habe.

Geschädigte sollten sich bei Camion Pro melden

Ob das, was die mithoro GbR bzw. TRANS LOGISTIK NEWS betrifft, nur eine unglaubliche Verkettung von Missverständnissen ist oder eine geschickte Masche, um an das Geld seiner Mitmenschen zu kommen, oder auch schon Betrug darstellt, können wohl nur Gerichte klären.

Camion Pro bittet jedenfalls alle, die Inserate bei der TRANS LOGISTIK NEWS geschaltet haben oder weitere Kenntnisse zu dem Geschäftsgebaren haben, mit uns Kontakt aufzunehmen.

E-Mail: info@camionpro.eu oder 089 316 05 97-0

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