Hohe Stickoxidbelastung in Deutschland durch illegal manipulierte Lkw: Camion Pro fordert Bundesregierung zum Handeln auf

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Hardware- Emulatoren kaum zu finden.Der Berufsverband Camion Pro erhebt schwere Vorwürfe gegen die Bundesregierung. Der Verband wirft den Verantwortlichen in Berlin Versagen bei der Bekämpfung illegaler Lkw-Abgasmanipulationen mit sogenannten AdBue-Emulatoren, oder auch AdBlue-Killern vor. Kriminelle manipulieren die Abgasanlagen moderner Lkw, um die Kosten für den Zusatzstoff AdBlue zu sparen. Die unter dem Markennamen AdBlue bekannte Harnstofflösung wird bei Euro-5- und Euro-6-Lkw-Dieselmotoren in den Abgasstrang eingespritzt, um den Stickoxidausstoß um mehr als 90 Prozent zu verringern.
Der Camion-Pro-Vorsitzende Andreas Mossyrsch: „Während deutsche Autofahrer mit Fahrverboten und Strafsteuern für Diesel-Pkw rechnen müssen, sind hunderttausende Lkw aus Osteuropa mit illegal manipulierten Abgasanlagen in Deutschland unterwegs.“

Dazu komme, so der Verbandsvorsitzende, dass die Abgasbetrüger das Autobahn-Mautsystem in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren um bis zu einer Milliarde Euro geschädigt haben. Das Mautsystem ist nach Schadstoffklassen gestaffelt, wobei der Preis pro Kilometer geringer ausfällt, je weniger Emissionen das Fahrzeug ausstößt.


Gutachten der Uni im Auftag Camion Pro und ZdF Nach einer wissenschaftlichen Studie des Instituts für Umweltphysik an der Uni Heidelberg beträgt der illegale Stickoxidausstoß dieser Lkw allein in Deutschland zwischen 20.000 und 40.000 Tonnen pro Jahr und stellt einen nicht unerheblichen Teil des Stickoxidbelastung in der Bundesrepublik dar. Diese Studie hat Camion Pro dem Bundesverkehrsministerium im Februar 2017 zugänglich gemacht. Die Verantwortlichen in Berlin haben jedoch bis heute keine adäquaten Maßnahmen gegen die kriminellen Abgasmanipulationen ergriffen. Das Hauptargument: Erste polizeiliche Maßnahmen, um den Einsatz von Emulatoren nachzuweisen, hätten kaum Resultate erbracht. Aus Sicht von Camion Pro wurde das Problem aber offenbar von Behörden und Politik vollkommen falsch eingeschätzt.


IEinbau eines Emulatorsm Sommer 2017 haben Techniker im Auftrag von Camion Pro die Software aktueller Emulatoren aus Osteuropa ausgelesen. Danach wurden zwei Lkw mit diesen Emulatoren manipuliert und die Auswirkungen unter Realbedienungen analysiert. „Die Ergebnisse waren schockierend“, betont Andreas Mossyrsch. Die Software moderner Emulatoren erkennt offenbar potenzielle Prüfsituationen und schaltet die Geräte ab. Zudem blockieren die Emulatoren nicht nur die AdBlue-Einspritzung, sondern manipulieren auch andere Funktionen des Lkw, wie zum Beispiel die Abgasrückführung. Mossyrsch: „Die Schäden für die Umwelt werden dadurch noch größer als bisher befürchtet.“


Noch alarmierender als die Ergebnisse der technischen Prüfung war für den Verbandsvorsitzenden jedoch die Feststellung, dass die bisherigen polizeilichen Kontrollmaßnahmen gegen Lkw-Abgasbetrüger weitgehend wirkungslos sind. „Die deutsche Polizei verfügt weder über die Mittel, noch über die Möglichkeiten, diese Manipulationen überhaupt festzustellen.“


Um den Druck auf die Politik zu erhöhen, veröffentlicht Camion Pro nun das Gutachten des Instituts für Umweltphysik der Uni Heidelberg, das die massenhaften Abgasverstöße nachweist.Emulatoren sind für Diagnosegeräte unsichtbar.


Gleichzeitig fordert Camion Pro vom Gesetzgeber klare Maßnahmen, um dem Abgasbetrug zu beenden. Andreas Mossyrsch: „Abgasbetrüger sind rückwirkend für den entstandenen Maut haftbar zu machen. Die Manipulation mit AdBlue-Emulatoren muss als Straftat geahndet werden und zum sofortigen Entzug der Betriebsgenehmigung des Transportunternehmens führen. Es muss umfangreiche wissenschaftlich-technische Studien unter Einbeziehung der Hersteller geben, mit dem Ziel, Lkw manipulationssicher zu machen und adäquate Kontrollinstrumente und Verfahren zu entwickeln, um wirksame behördliche Kontrolle auf der Straße sicherzustellen.“


Undercover-Recherchen bringen schon im Januar 2016 den Skandal ans Tageslicht.


Undercoverrecherchen in Bukarest, liefern den Hinweis Der Berufsverband Camion Pro hatte 2016 verdeckt in Bukarest recherchiert. Eigentlich wollte der Verband dabei Sozialdumping aufdecken. Aus zwielichtigen Quellen erhielt Andreas Mossyrsch jedoch das Angebot, einen ganzen Lkw-Fuhrpark „umzurüsten“. Nach dem Einbau eines Emulators spart der Lkw das zur Abgasreinigung nötige AdBlue, stößt aber bis zu 50 Mal mehr Stickoxide aus. Nach Berichten rumänischer Informanten sind bis zu 70?Prozent der osteuropäischen Lkw mit diesen Geräten manipuliert. Ein Großteil dieser Fahrzeuge sind im internationalen Fernverkehr eingesetzt und in Deutschland unterwegs. Der Anteil osteuropäischer Lkw in Deutschland beträgt laut Mautbetreiber Toll Collect derzeit über 35 Prozent. „Der Schadstoffausstoß trägt somit erheblich zur Stickoxidbelastung in Deutschland bei“, unterstreicht Camion-Pro-Vorstand Mossyrsch die Bedeutung der Abgasmanipulationen.



Camion Pro Film AdBlueEmulatoren: Die Polizei ist chancenlos!  Techniker haben im Auftrag von Camion Pro die Software aktueller Emulatoren aus Osteuropa ausgelesen. Danach wurden zwei Lkw mit diesen Emulatoren manipuliert und die Auswirkungen unter Realbedienungen analysiert.

180110_Reale_LKW_NOx_Kurzfassung_mit_Markern.pdf
Nach einer wissenschaftlichen Studie des Instituts für Umweltphysik an der Uni Heidelberg beträgt der illegale Stickoxidausstoß manipulierter Lkw, allein in Deutschland zwischen 20.000 und 40.000 Tonnen pro Jahr und stellt einen nicht unerheblichen Teil des Stickoxidbelastung in der Bundesrepublik dar.

Antwort_der_Bundesregierung.pdf
Anfrage der „GRÜNEN“- Irreführende Antwort der Bundesregierung

AbgasmanipulationeStephan_Kuehn_MdB_und_verkehrspolitischer_Sprecher_Buend.pdf
Es ist ein Skandal, dass Ex-Bundesverkehrsminister Dobrindt nichts getan hat, um diese Manipulationen zu unterbinden und für saubere Luft zu sorgen. Stephan Kühn MdB und  verkehrspolitischer Sprecher Bündes90/Die Grünen

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